Pünktlich zum letztjährigen Weltumwelttag veröffentlichte die UN einen Bericht über die Kunststoffverschmutzung. Darin wird aufgezeigt, dass es bis 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben wird, wenn wir nicht grundlegend etwas an unserer Lebensweise ändern [1].
Plastik wird zu einer der größten Herausforderungen dieses Jahrtausends, zu deren Bewältigung auch Deutschland seinen Beitrag leisten muss. Die Bundesregierung geht aktuell davon aus, dass die Recycling-Quote von Plastik bei 39% liegt. Diese Zahl verschleiert allerdings, dass auch exportierter Müll als recycelt gilt. Von den gut 14 Millionen Tonnen neuen Kunststoffs, die 2017 in Deutschland verarbeitet wurden, wurden am Ende nur 0,8 Millionen Tonnen tatsächlich wiederaufbereitet [2]. Dabei handelt es sich teilweise um Downcycling. Durch das Downcycling entsteht ein minderwertiges Produkt aus dem recycelten Kunststoff. Besonders aus diesem Grunde ist es wichtig, Menschen für das Thema Müllvermeidung zu sensibilisieren. Die Genfer Beschlüsse zur Eindämmung des Müll-Exports aus dem Mai dieses Jahres sind dazu ein erster Schritt. Trotzdem ist das bei weitem nicht genug.
Ein Ansatz zu einem nachhaltigen Wirtschaften ist das Konzept der Postwachstumsökonomie nach Niko Paech. Dabei soll Nachhaltigkeit durch einen reduzierten Konsum und eine regionalere Wertschöpfung erreicht werden. Ein weiterer Ansatz ist das Cradle-to-Cradle-Prinzip (sinngemäß „von der Wiege zur Wiege“, kurz C2C). Das Prinzip zielt nicht darauf ab, weniger zu konsumieren oder auf Konsum zu verzichten, sondern diesen nachhaltiger zu gestalten. Ziel ist es, so intelligent zu produzieren, dass der entstehende „Abfall“ nicht schlecht für die Umwelt ist. Die Idee ist es, den Abfallbegriff aufzugeben und stattdessen alle Produkte in Kreisläufe zu führen. Dabei wird zwischen dem technischen und biologischen Kreislauf unterschieden. Demnach gibt es dann nur noch Verbrauchs- und Gebrauchsgüter. Verbrauchsgüter können bedenkenlos weggeworfen werden und Gebrauchsgüter in Kreisläufe geführt.
Die Natur dient als Vorbild, denn sie produziert keinen Abfall. So ist z.B. ein Apfel, der vom Baum fällt, Nahrung für Mensch, Tier und Mikroorganismen. Am Ende geht der unverdauliche Kern in die Erde ein und sorgt für neue Bäume. Die Verpackung des Kernes ist somit nicht schlecht für die Umwelt, sondern gut für diese.
Wenn wir nach diesem Vorbild produzieren, dann kann der Konsum sogar gut für die Umwelt sein. Gerade in diesem Zusammenhang ist die thermische Verwertung von Müll, also das Verbrennen dieses, kritisch zu sehen. Denn durch die thermische Verwertung gehen wertvolle Rohstoffe für den Kreislauf verloren und können nicht weiter genutzt werden.
Damit Verpackung wiederverwendet werden können, ist es notwendig, die Anzahl der verschiedenen Kunststoffe zu reduzieren und auf die Verwendung von Mischkunststoffe weitestgehend zu verzichten. Nur so können die Verpackungen in ihren Kreislauf zurückgeführt und recycelt werden, ohne dass ein Downcycling stattfinden muss. Alternativ können auch Verpackungen auf Basis nachwachsender Rohstoffe, wie zum Beispiel Algen oder Stroh verwendet werden.
Um Downcycling zu verhindern, sollten demnach künftig keine Geräte mehr verkauft werden, sondern nur noch eine entsprechende Dienstleistung: Beispielswiese könnten statt einer Waschmaschine oder einem Drucker die Dienstleistung Drucken oder Waschen angeboten werden. Somit ist der Dienstleister verpflichtet, nach Erbringung der Leistung den Drucker oder die Waschmaschine zurückzunehmen und in die entsprechenden Kreisläufe zurückzuführen oder zu ertüchtigen, um mit dem Gerät wieder Dienstleistungen anbieten zu können. Es gibt bereits viele C2C-Produkte wie z.B. T-Shirts, die man nach der Verwendung auf den Kompost werfen oder sogar essen kann.
Die Idee hinter dem Cradle-to-Cradle-Prinzip ist es, bereits im Design-Prozess Produkte so zu planen, dass durch diese kein Müll entsteht. Das Produkt kann am Ende zu 100% weiterverwendet oder rückstandslos kompostiert werden.
Weitere Informationen zu Cradle-to-Cradle: https://c2c-ev.de/
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