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AutorenbildAachen Unverpackt

Ignoranz oder Unwissenheit?

Aktualisiert: 2. Mai 2019

„Mein Müll landet nicht im Ozean, wie soll der aus dem gelben Sack dahin kommen?“ Mit diesem Satz hat Anfang des Jahres ein Gespräch mit einem Bekannten angefangen.


Ein übliches Bild in Großstädten: Mengen an Gelben Säcken, die auf der Straßen herumliegen

In Brüssel wird sich jeden Donnerstag am Place du Luxembourg vor dem Europäischen Parlament getroffen um gemeinsam, im Sommer mit tausenden Leuten, Bier aus Plastikbechern zu trinken. Auf Nachfrage zu meinem selbst mitgebrachten Glas, welches ich mir von den Bars immer wieder auffüllen ließ, erzählte ich von meinem Versuch meinen Müll weitestgehend zu reduzieren und dem Verein Aachen Unverpackt, den Kommiliton*innen, Freund*innen und ich gerade gründen. Er verstehe nicht warum wir in Europa unseren Plastikkonsum einschränken sollten, war die erste Reaktion, die ich von meinem Bekannten bekam. Der Probleme, der Vermüllung unserer Ozeane und des Planeten seien ihm bewusst. Aber hier vor Ort haben wir doch ein gut funktionierendes Recyclingsystem. Unser

Verpackungsmüll landet durch den Gelben Sack und den öffentlichen Mülleimern nicht in der Natur, in den Flüssen und schließlich in den Weltmeeren, sondern im Recyclinghof, wo der ganze Kunststoffabfall wiederaufbereitet wird und der Rest zur Energiegewinnung genutzt wird. Das Problem liege an anderen Orten, wo die Menschen den Müll achtlos in die Umwelt werfen. Europa hat demnach kein Plastikproblem? Unser Abfall wurde bis Januar 2018, nach einem verhängten Importverbot der Regierung, nach China ausgeflogen und dort verbrannt, unter dem Deckmantel des „Recycling“. Heute exportiert die Europäische Union nach Südostasien.* Wir bringen unseren Müll in die Länder, auf die wir hinterher mit dem Finger zeigen: "Die produzieren aber viel mehr Müll als wir." In einem Punkt kann ich ihm dennoch recht geben. Das Problem sind nicht nur die Europäer*innen. Das Problem ist global und überall auf der Welt gleichermaßen anzutreffen. Mein Bekannter ist nicht der einzige, der so denkt. Er, der den Abfall aus den zerrissenen Gelben Säcken auf den Bürgersteigen und den überquellenden Mülleimern an den Straßen, der durch Wind und Regen hinfliegt, wo immer er hinmöchte, gekonnt ignorieren kann. Es ist einfach, sich auf einem immerhin vorhandenen, aber lange nicht gutem Recyclingsystem ausruhen, mit gutem Gewissen schlafen zu gehen, weil man den Joghurtbecher in die Tonne und nicht auf die Straße geworfen hat und die Schuld bei anderen zu suchen. Denn die Wahrheit zu akzeptieren, würde uns nur noch zwei Optionen offenlassen: Entweder wir stellen uns unserer Verantwortung, schaffen ein Bewusstsein für die Problematik und handeln in dem für uns möglichen Rahmen. Oder wir lassen es und schieben die Schuld auf das fehlende Bewusstsein der anderen. Bleibt die Frage: Was ist schlimmer? Wissen und nicht handeln oder Unwissenheit und deswegen falsch handeln? Wir brauchen keinen Verein, dessen zehn Mitglieder alle zu 100% müll- und plastikfrei leben. Wir brauchen einen Verein, dessen tausend Mitglieder sich nicht vor der Wahrheit verstecken, informieren und zeigen, dass wir alle nicht perfekt sind. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass jede Person bei Aachen Unverpackt auch die ein oder andere Woche einen Gelben Sack an die Straße stellt. Niemand verlangt Perfektionismus, nur Bewusstsein. Auch in Brüssel - einige Zeit später - habe ich auf einer Veranstaltung eine junge Frau von Zerowaste Europe und Rethink Plastic kennengelernt, die etwas gesagt hat, was ich meinem Bekannten damals gerne erwidert hätte: „When you throw something away, always remember: There is no away. Away is always somewhere.“ (Engl für "Wenn du etwas wegwirfst, halte dir immer vor Augen: Es gibt kein 'weg'. 'Weg' ist immer irgendwo.") - Malina

*http://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20181212STO21610/p lastikmull-und-recycling-in-der-eu-zahlen-und-fakten

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